Unter dem Titel „Disapearing Acts“ zeigt das Schaulager in Basel in Kooperation mit dem MoMA, New York, seit dem 17. März 2018 eine umfangreiche Retrospektive, die den Besucher alle Facetten des US-amerikanischen Konzeptkünstlers erleben und erfahren lässt.
Nauman, Jahrgang 1941, gilt als eine der wegweisenden Figuren der zeitgenössischen Kunst. Neben dem Malen begann er früh, sich auch mit Bildhauerei, Film und Performancekunst auseinanderzusetzen. Die Ausstellung zeigt mit 170 Werken einen Überblick über 50 Schaffensjahre des Künstlers und vereint selten gezeigte Arbeiten mit bekannten Schlüsselwerken. Als Weltpremiere sind im Schaulager die beeindruckende Skulptur Leaping Foxes (2018) und das 3D-Video Contrapposto Split (2017) zu sehen. Mittels 3D-Brille taucht man in das Atelier des Künstlers ein und ist inmitten der Performance, eine grandiose Fortsetzung der 2015 / 2016 entstandenen monumentalen Videoprojektion Contrapposto Studies, i through vii, die erstmals in Europa gezeigt wird. Dem Schaulager und Kuratorin Kathy Halbreich ist es vortrefflich gelungen, der Kunst im wahrsten Sinn des Wortes Raum zu geben. Und den braucht es, um Naumans teils gewaltige Installationen und Videoperformances in entsprechendem Rahmen zu erleben.
Bruce Nauman, Venice Fountains, 2007. Wachs, Gips, Draht, Spülbecken, Wasserhähne, transparente Schläuche, Pumpen und Wasser, Astrup Fearnley Collection, Oslo, Norway. Foto: Courtesy the artist and Sperone Westwater, New York, © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich
Bruce Nauman, Seven Wax Templates of the Left Half of my Body Spread over 12 Feet, 1967. Emanuel Hoffmann-Stiftung, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, Foto: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler, © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich
Bruce Nauman, Untitled 1967. Daros Collection, Schweiz © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich
Bruce Nauman, Light Trap for Henry Moore No. 1, 1967. Schwarz-Weiss-Fotografie. Glenstone Museum, Potomac, Maryland, Foto: Alex Jamison, © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich
Gleich zu Beginn der Ausstellung wird man von „Venice Fountains (2007)“ empfangen. Eine Installation die zugleich Sinnbild für das Schaffen des Künstlers ist. Über zwei Waschbecken thronen zwei Masken, Abdrücke des Künstlers, durch sie fließt in transparenten Schläuchen Wasser – Synonym für Nauman, anhand derer er konventionelle Vorstellungen vom Künstler als Genie und Quell schöpferischer Kreativität befragt und sie gleichzeitig in Frage stellt. Weiter geht es mit Zeichnungen und Wandskulpturen aus den 1960er Jahren, bis hin zu ersten Studio- und Videoarbeiten und raumgreifenden Installationen. Nauman experimentiert mit Sprache, Körper, unterschiedlichen Materialien und natürlich der immer aktuellen Auseinandersetzung mit Leben und Tod. Es ist eine wunderbare Entdeckungsreise, die einem die Gedanken- und Schaffenswelt dieses außergewöhnlichen Künstlers öffnet. Man ist gleichermaßen fasziniert und ja, auch abgestoßen. Diese Gefühlswelt begleitet einem weiter im Untergeschoss wo Neonarbeiten wie „One Hundred Live and Die (1984)“ (siehe oben links) oder die Installation „Three Heads Fountain (Juliet, Andrew, Rindel), 2005“ Besucher in ihren Bann ziehen. Wenngleich die Arbeiten surreal wirken, so ist ihnen doch allen eine Botschaft inne.
Bruce Nauman, Eating My Words aus dem Portfolio Eleven Color Photographs, 1966–67/1970/2007. Collection Museum of Contemporary Art Chicago, Gerald S. Elliott Collection, 1994, Foto: Nathan Keay © MCA Chicago © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich
Bruce Nauman, Sex and Death by Murder and Suicide, 1985. Neonröhren auf Aluminium montiert. Emanuel Hoffmann-Stiftung, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, Foto: Bisig & Bayer, Basel © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich
Bruce Nauman Human Nature / Life Death / Knows Doesn’t Know, 1983. Los Angeles County Museum of Art. Modern and Contemporary Art Council Fund, Foto © Museum Associates/LACMA © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich
Bruce Naumans Arbeiten mit unterschiedlichsten Materialien, von Installationen, Plastiken, Zeichnungen, über Fotografien bis hin zu Neonbildern und Videoaufnahmen, beschäftigen sich vorwiegend mit Fragen der menschlichen Sinneswahrnehmung. Seine Motive sind visuell ansprechend, ob ihrer Dimension beeindruckend und wirken in ihrer Radikalität mitunter verstörend auf den Betrachter. Dennoch: die Faszination bleibt.
Bruce Nauman, First Hologram Series: Making Faces B, 1968. Holographisches Bild auf Glas. Emanuel Hoffmann-Stiftung, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, Foto: Bisig & Bayer, Basel © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich
Bruce Nauman, Leaping Foxes, 2018. Collection the artist, Courtesy Sperone Westwater, New York © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich, Foto: Tom Bisig, Basel
Bruce Nauman, Contrapposto Studies, i through vii, 2015/2016. 7-Kanal-Videoinstallation (Farbe, Ton), 7 Projektionen, kontinuierliche Wiedergabe, gemeinsamer Besitz der Emanuel Hoffmann-Stiftung, Geschenk der Präsidentin 2017, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel und The Museum of Modern Art, New York © Bruce Nauman / 2018, ProLitteris, Zurich, Foto: Tom Bisig, Basel
Da die Baseler Kunstwelt und Bruce Nauman eine besondere Verbindung haben, sind auch im Kunstmuseum einige Werke zu sehen. Im unterirdischen Übergang zum Neubau wird man gleich von einer famosen Audio-Installation empfangen und begleitet. Weitere Werke befinden sich im oberen Teil des Neubaus.
Tipp: Wer das Schaulager besucht, der kann mit der gleichen Eintrittskarte auch eine Stippvisite im Kunstmuseum einlegen. Ein Besuch, der sich in diesem „Schatzkästchen“ allemal lohnt.
Bis zum 26. August 2018 bietet sich somit eine wunderbare Gelegenheit dem Oeuvre des vielseitigen Künstlers näherzukommen. Ab dem 21. Oktober kann man die Retrospektive dann im Museum of Modern Art (MoMA) in New York bewundern.
Schaulager Basel
Ruchfeldstraße 19
CH 4142 Münchenstein
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr
Montag geschlossen
Feiertage (Ostern, 1. Mai, Auffahrt, Pfingsten, 1. August) 10 – 18 Uhr
Während der Art Basel (11. bis 17. Juni 2018)
Montag bis Sonntag: 10 – 20 Uhr, Mittwoch ab 12 Uhr
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